Christine Müller

Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Göttingen

Als Christine Müller ihr Abi machen wollte, teilte man ihr mit, dass sie doch lieber nach Hause gehen sollte, um zu heiraten. Kein Wunder also, dass sich diese starke und humorvolle Diplom Politologin mit allen Kräften für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzt. Eines ihrer vielen Ziele ist, die Repräsentanz von Frauen in der Führungsebene der Stadtverwaltung und politischen Entscheidungsgremien zu verbessern. „Aktuell liegt der Frauenanteil im Rat bei 45 Prozent und im Bund bei 35 Prozent, was keineswegs dem Bevölkerungsanteil entspricht“, sagt Christine, der darüber hinaus besonders das Thema Gewalt gegen Frauen ein massiver Dorn im Auge ist. „2022 gab es in Göttingen mehr als 1.200 ‚offizielle‘ Fälle häuslicher Gewalt. 70 Prozent der Opfer sind weiblich und jährlich werden in Deutschland 100 Frauen von ihren (Ex-)Partnern ermordet, sodass es dafür sogar schon ein Wort gibt: Femizid.“

Nicht zuletzt deshalb sei es umso wichtiger, dass es allen Frauen dieser Welt ermöglicht wird, eigenständig für ihre Existenzsicherung und damit für ihre Unabhängigkeit zu sorgen. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild: Immer noch sind überwiegend Frauen für Care-Arbeit, wie Kinderbetreuung oder die Versorgung älterer Familienmitglieder, zuständig, arbeiten im Gegensatz zu Männern verstärkt in Teilzeit oder Minijobs und tappen damit häufig in die Falle der Altersarmut. „Das formale Recht auf einen Kita-Platz ist ein Fortschritt, allerdings entwickelt es sich in Anbetracht der Tatsache, dass viel zu wenig ganztägige Plätze verfügbar sind, zunehmend zur Makulatur. Hierdurch wird geschlechtsspezifische Arbeitsteilung wieder verstärkt“, sagt Christine Müller. „Wir müssen also auch weiterhin hartnäckig mit einer umfassenden Antidiskriminierungsarbeit gegen Geschlechterklischees ankämpfen, um langfristige strukturelle Veränderungen zu bewirken.“ Also nur konsequent, dass das „Modell Göttingen“ in Trägerschaft des Gleichstellungsbüros den Aufschlag macht, die Antidiskriminierungsarbeit mit einem starken Netzwerk zu einer zivilgesellschaftlichen Beratung aufzubauen.