Petra Benseid

vom Frauen-Zimmer e.V. zuständig für die Diskriminierungsdimension „Geschlecht“

„Frauen wenden pro Tag durchschnittlich 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer“, stellt Petra Benseid fest, die für den Frauen-Zimmer e.V. tätig ist und sich im Frauen*Forum Göttingen engagiert. „Indem sich Frauen vermehrt um die Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit oder ein Ehrenamt kümmern, geraten sie in das sogenannte Gender Care Gap (GPG) und sind spätestens im Alter häufig von Armut bedroht. „Der unbereinigte GPG lag 2022 bei 18 Prozent. Damit ist allerdings nicht die finanzielle Benachteiligung von Frauen abgebildet, die zu ca. 50 Prozent in Teilzeit arbeiten. Besonders davon betroffen sind Alleinerziehende, Rentnerinnen, die nicht oder in Teilzeit gearbeitet haben, sowie Frauen die durch (häusliche) Gewalt traumatisiert wurden und auf Sozialhilfe angewiesen sind“, führt Petra weiter aus.

Von der Antidiskriminierungsstelle erhofft sie sich, dass die verschiedenen Hilfsangebote für Frauen noch enger miteinander zusammenarbeiten, und dass sich durch die Netzwerkarbeit ihr Blick schärft, um Mehrfachdiskriminierungen strukturell zu erkennen und die davon betroffenen Klient*innen tatkräftig zu unterstützen. Selbst wenn das gesellschaftliche Bewusstsein für Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gewachsen ist und es auf politischer und medialer Ebene ein angesagtes Diskursthema darstellt, sieht Petra Benseid in Teilen der Gesellschaft einen Backlash hin zu traditionellen Rollenbildern, wie beispielsweise in Sachen Kindererziehung oder in der Ablehnung von Gleichstellungsbestrebungen in der Arbeitswelt (Sichtwort: Quotenfrauen). „Wenn am Sockel der fundamentalen Machtstrukturen gewackelt wird, fürchten diejenigen, die von diesen Strukturen profitieren, den Verlust von Macht und Status“, sagt die kommunikative und trotz allem optimistische sowie humorvolle Feministin. „Also lasst uns wackeln!“